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Was waren in diesem Jahr die größten Herausforderungen für Start-ups im Bereich Mobilität?

Die Herausforderungen, die Corona für Mobilitäts-Start-ups mit sich bringt, sind dreifach.

Zum einen ist da der Markt mit seiner unberechenbaren und stark schwankenden Nachfrage. Vor allem Luftfahrt und Sharing-Dienste gehen durch turbulente Zeiten.

Zweitens ist da die Frage des Kapitals. Investoren haben eine geringere Risikobereitschaft gezeigt. Dies führte zu abgesagten, verschobenen oder deutlich kleineren Finanzierungsrunden in einem ohnehin eher konservativen VC-Umfeld.

Drittens stellen auch die Einschränkungen im direkten Arbeitsumfeld eine Herausforderung für Start-ups dar. Homeoffice mindert die Arbeitseffizienz, Abstandsregeln im Büro erfordern mehr Platz zu zusätzlichen Kosten, und an der Software-Hardware-Schnittstelle bei der Herstellung von Prototypen ist Remote Working keine Alternative. Dank eines ausgeklügelten Hygienekonzepts und des sehr großzügigen Platzangebots konnten wir The Drivery dennoch als attraktiven Arbeitsplatz für die Mitglieder erhalten.

Welches der Start-ups von The Drivery war für Sie eine besondere Inspiration bei der Bewältigung der Krise und warum?

Alles in allem haben die Drivery-Start-ups die Krise hervorragend gemeistert. Besonders beeindruckt hat mich die Agilität, mit der die Start-ups auf Veränderungen reagieren, der Teamgeist und die Mentalität der Gründer.

Während sich größere Unternehmen sehr schnell ins Home Office zurückgezogen haben, haben diese Start-ups neue Arbeitsräume erkundet, um sicher im Team zu arbeiten. Die Suche nach Synergien untereinander war auch in Zeiten der Krise ein bemerkenswerter Effekt. Im Sinne von „gemeinsam stärker“ geht die Gemeinschaft größer und gestärkt aus der Krise hervor. Die Synergien reichen vom Erfahrungsaustausch im Umgang mit Investoren bis zur vertraglichen Zusammenarbeit bei der Gestaltung der Infrastruktur für Elektromobilität.

Während Corona haben sich die Bewegungsmuster der Menschen verändert: weniger öffentliche Verkehrsmittel, mehr Radfahrer, aber auch mehr individuelle Autofahrer. Wie wird es sich auf Mobilität und Innovation auswirken, wenn die Menschen merken, dass sie auch von zu Hause aus arbeiten können? Dass sie beruflich nicht mehr reisen müssen und vielleicht auch privat weniger oder weniger weit weg fahren?

Einige Trends werden sich auf jeden Fall beschleunigen, und die eine oder andere Geschäftsreise wird in Zukunft sicherlich anders bewertet werden. Zum Beispiel wird die rasant steigende Akzeptanz und technische Entwicklung digitaler Kommunikationsalternativen auf allen Maßstabsebenen langfristig Geschäftsreisen deutlich reduzieren. Auch die Pop-up-Radwege sind ein wichtiger infrastruktureller Schritt zu mehr Mobilitätsalternativen in den Städten.

Was das Home-Office betrifft, sehe ich einen Jo-Jo-Effekt auf uns zukommen. Menschliche Grundbedürfnisse und die notwendige soziale Interaktion, die auch im Geschäftsleben extrem wichtig ist, werden derzeit vernachlässigt. Diese direkte Interaktion, die für die Vertrauensbildung und effiziente Kommunikation unerlässlich ist, ist derzeit reduziert oder gar nicht vorhanden. Dies kann mitunter die Arbeitseffizienz mindern. Viele Mitarbeiter vermissen das wuselige Büro, die netten Kollegen und den kostenlosen Mate-Tee.

Sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich prognostiziere ich einen Nachholeffekt hin zu einer neuen Normalität, die sich wahrscheinlich nicht so sehr von der alten unterscheiden wird.

Welchen Rat geben Sie den Gründern in The Drivery, um die Krise zu überstehen?

Der Markt verändert sich in einem sehr schnellen Tempo. Das eigene Geschäftsmodell muss also ständig und konsequent hinterfragt und angepasst werden. Agilität ist die Stärke gerade von jungen Gründern und kleineren Teams. Seien Sie immer selbstbewusst und mutig, aber nicht leichtsinnig! Wenn ein Geschäftsmodell nicht mehr funktioniert, sollte man dies rechtzeitig zugeben und den Mut zum Scheitern haben – solange es noch günstig ist. Es ist nie zu spät, die gewonnenen Erfahrungen für einen Neustart zu nutzen.

Was waren in diesem Jahr die großen Meilensteine in der Mobilitätsbranche?

Es fehlt noch an signifikanten Meilensteinen und disruptiven Innovationen. Die hohe Akzeptanz der Elektromobilität ist ein Highlight. Diese ist jedoch größtenteils durch staatliche Förderungen motiviert und weniger durch herausragende technologische Angebote.

Erwähnenswert ist auch der durch Corona ausgelöste Boom von Zweirädern – seien es E-Bikes oder traditionelle Fahrräder. Von einem Meilenstein in der Mobilitätsbranche wage ich jedoch nicht zu sprechen, angesichts der Tatsache, dass das Fahrrad 1817 erfunden wurde und die Zahl der verunglückten Radfahrer hoch ist.

Erwähnenswert ist auch die Verschärfung des Kampfes um Flächen in den Städten, insbesondere angesichts des Booms der Lieferdienste. Der „Druck der Straße“ hat neben dem Fahren das Potenzial, die Innovation in den kommenden Jahren zu beschleunigen. Ich freue mich auf echte Meilensteine.

Was nehmen Sie als wichtige Erkenntnisse für 2021 mit?

Das Jahr 2020 hat uns gelehrt, dass all die Dinge, die wir immer für selbstverständlich hielten, nicht selbstverständlich sind. Auch wenn sich die Situation im Jahr 2021 entspannt, werde ich persönlich mir Erfolge und Niederlagen bewusster machen. Der wahre Wert einer Gemeinschaft zeigt sich in schwierigen Zeiten. In diesem Sinne werde ich alles tun, um The Drivery Community zu stärken und auf zukünftige gemeinsame Herausforderungen vorbereitet zu sein, auch in den guten Zeiten, die das Jahr 2021 hoffentlich bringen wird.

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Founder & CEO of the Drivery